Freitag, 19. Januar 2007

Bin wieder hier, in meinem Revier

Kaum ist man mal zwei Wochen weg wird im eigenen Land geputscht und Landesvater auf Lebenszeit in spe Ähhhde Stoiber geht in den Wirren des "Killersturms" (n-tv.de) Kyrill mit Pauken und Trompeten unter. Parteifreunde in der CSU sind politisch halt doch gefährlicher, als die Kollegen von der Hizbollah hierzulande. In Beirut hat sich politisch nicht ganz so viel getan wie in Bayern. Der Sit-in der Opposition läuft fröhlich weiter und die Regierung denkt weiterhin nicht im Traum daran, den Forderungen der Gegenseite nachzugeben. Hin und wieder wird dann je nach Gusto ein Ministerium nach Wahl belagert - also im Osten nichts Neues.

Meine Wenigkeit durfte sich die letzten drei Tage um ein 6-köpfiges Barockensemble aus Leipzig kümmern, das im Auftrag des Goethe-Instituts gerade eine Nahost-Tournee absolviert (zur Gruppe guckst Du hier: http://www.leipzigerbarocksolisten.de/) Ich habe mich ein bisschen als Reiseführer verdingt und bei den beiden Konzerten in Beirut und Tripoli (90 km nördlich von Beirut) mitgeholfen. Es waren schöne und abwechslungsreiche Tage, in denen ich neben grandioser Barockmusik die mindestens ebenso grandiose libanesische Küche ausgiebigst kennen lernen durfte.

Fahrt nach Tripoli:

Tripoli in seiner ganzen Pracht:
Es gibt aber auch schöne Ecken:
Altes Stadttor Nicht gerade vertrauenserweckend

Eingang zur Altstadt aus mamelukkischer Zeit (13. - Ende 16. Jhdt.)

Goldsouk
Im Seifensouk. Tripoli ist sehr bekannt für seine Seifen, die hier seit Jahrhunderten nach alter Handwerkskunst produziert werden und mittlerweile mit modernem Marketing weltweit vermarktet werden. Orient trifft Okzident. Die runden Bällchen in den pittoresken Kästen sind frisch hergestellt.Koran aus Seife - nur waschen sollte man sich damit nicht unbedingt


Ole Ole Ole Oleeeee...


Konzert in einem wunderschönen unterirdischen Kellergewölbe

Meinereiner beim anschließenden Mezze-Essen mit libanesischem Rotwein.
Das Leipziger Barockensemble, der Fahrer vom Goethe-Institut, Kulturschaffende aus Tripoli und der Praktikant.
Libanesische Verhältnisse: Auf der Heimfahrt ging unserem Begleitfahrzeug, in dem die Instrumente transportiert wurden ungefähr 50 m vor einer Tankstelle der Sprit aus und es hieß schieben. Wie man sieht, sind Musiker sich für nix zu schade und darüber hinaus auch ans anpacken gewöhnt. Ich habe natürlich auch mitgeholfen, wurde aber für die Dauer dieses Photos kurzzeitig von meinen Aufgaben entbunden - das musste einfach für die Nachwelt festgehalten werden. Die Heimfahrt verlief - nach deutschen Verhältnissen - ähnlich chaotisch. Auf der Autobahn fahren viele nachts ohne Licht (ist bei den meisten Fahrzeugen zwar vorhanden, aber meist defekt), ein Geisterfahrer kam uns entgegen und auch unser Fahrer hat es sich nicht nehmen lassen, mal eben ein paar Meter zurückzusetzen. Klingt alles ganz abenteuerlich, aber ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt. In Deutschland würde einem das Herz stehen bleiben, wenn man mitten in der Nacht auf der Autobahn einem Geisterfahrer begegnet - hier ist das eigentlich ganz normal. Und da auch in Beirut Einbahnstraßen gerne mal missachtet werden ist gegen die Spur zu fahren eigentlich ganz konsequent, denn was ist eine Autobahn schon anderes als eine große Einbahnstraße. Denkt da mal drüber nach. Wie gesagt, man gewöhnt sich dran. Ich hoffe nur, dass ich den Fahrstil, dessen Zeuge ich hier bin, nicht nach Deutschland importiere - das könnte Probleme geben.

Ein paar Worte zu meiner Wochenendplanung: Eigentlich wollte morgen und übermorgen Ausflüge machen, aber da der Wetterbericht für Samstag einen heftigen Sturm meldet, wird das wohl nichts werden. Am Sonntag fahre ich vielleicht nach Sidon (Phönizische Hafenstadt) oder nach Jeitta, wo man sich tolle Tropfsteinhöhlen, die angeblich zu den größten und schönsten der Welt gehören sollen, anschauen kann. Spätestens am Montag lass ich wieder was von mir hören, vielleicht schaff ich es auch noch Sonntag nacht in ein Cafe mit Wlan. Man wird sehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hi Andi,
besten Dank für all die bunt illustrierten landeskundlichen Infos. Sehr unterhaltsam zu lesen. Du erlebst ja so einiges. Und Dein Kleidungsstil scheint mit dem Uni-Leben endgültig abgeschlossen zu haben(Bild mit Anzug). Sehr elegant. Bin schon gespannt auf die kommenden Posts...
Bis demnächst in den Weiten des WWW
Alex (der in Lincoln)

Anonym hat gesagt…

Hey Andi, gib's doch zu: Du warst derjenige der am Fahrersitz saß, die Anweisungen wie man zu schieben hat gab und dann nebenbei noch die Bremse mit der Kupplung verwechselt hat!

MfG

Martin (Guitar&Jokes @ Moonstruck)