Montag, 22. Januar 2007

Bilder aus Sidon und medizinisches Bulletin

Das Wichtigste in Kürze: Nach drei Wochen hat's mich gestern Abend zum ersten mal am Magen erwischt - mit allem, was dazu gehört (ich brauche darauf wohl nicht detaillierter einzugehen). Zink-Kohle Tabletten und dem konsequenten Verzicht auf Kaffee sei Dank, dass ich mich mittlerweile wieder auf dem Wege der Besserung befinde. Aber da muss jeder mal durch, der in den Libanon kommt, die einen früher, die anderen später. Immerhin konnte ich gestern noch den Tag unbeschwert in Sidon verbringen, einer alten phönizischen Handelsstadt ca 45. km. südlich von Beirut. Wie fast alle Städte an der Levante hat auch Sidon von den Kreuzfahrern ein pittoreskes Kastell verpasst bekommen, deren Ruinen wir auch heute noch bewundern dürfen. Die Zitadelle in Sidon liegt besonders schön auf einer kleinen Insel 80 m vor der Küste und ist nur über eine in späterer Zeit von den Arabern errichte gemauerte Brücke erreichbar. Richtig abenteuerlich war, dass die See gestern von ein er äußerst steifen Brise aufgepeitscht wurde und die Burg teilweise von meterhohen Wellen überschwemmt wurde. Wie gewaltig die Gischt der anbrandenden Wogen war, kommt auf den Fotos nicht wirklich überzeugend rüber ich kann nur aus eigener Anschauung bestätigen, dass ich auf der Spitze des linken Turmes (siehe erstes Foto unten) noch nass wurde - und der Turm ist bestimmt seine 12 m hoch. War jedenfalls eine spannende Sache und ich hätte meinen Aufenthalt in der Zitadelle beinahe verlängern müssen, da mir der Rückweg von der Flut fast abgeschnitten worden wäre.











Seifenmuseum in Saida: Wie in Tripoli hat auch hier das Handwerk eine lange Tradition. Zu solch schornsteinförmigen Türmen wird die Seife zum Trocknen aufgeschichtet.
Moschee
Größter (und mit Abstand schönster)Khan von Saida: Ein Khan (auch Karawanserei genannt) war eine ummauerte Herberge, in der Reisende und Kaufleute dort mit ihren Tieren und Handelswaren sicher nächtigen und sich mit Lebensmitteln versorgen konnten. Große Karawansereien dienten zugleich als Warenlager und Handelsplatz für Im- und Exportwaren. Ganz typisch ist der von 2 Arkadenreihen umsäumte Innenhof mit einem kleinen Brunnen in der Mitte. Die Ställe und Lager befanden sich im Parterre, in der zweiten Etage waren die Gästezimmer.
Blick auf die Hauptstraße: Ja mei, a Hauptstraße halt, nix besonderes

Souk in der Altstadt

Teil der Hizbollah-Zeltstadt in Beirut: Still und heimlich aus dem oberen Stockwerk des nationalen Musikkonservatoriums fotographiert. Die meisten Hizbollah-Anhänger campen allerdings hinter den Gebäuden auf dem Märtyrerplatz und sind im Bild nicht zu sehen.
Auch hierzulande pflegt man einen eher ungezwungenen Umgang mit der jüngeren deutschen Geschichte, wie die Getränkekarte eines großen Lokals, in dem frisch gepresste Säfte kredenzt werden, beweist (Bild unten). Warum besagter und rot umrandeter Saft ausgerechnet zwischen Tahiti und Panama platziert wurde bleibt wohl eines der vielen Geheimnisse des Hauses - ebenso wie auch die Namengebung. Ob es was mit der Farbe zu tun hat (braun auf braun?), wer weiß. Ich hab das Ding jedenfalls weder gesehen, geschweige denn bestellt, bin aber gespannt welche lustigen Namen sich die Verantwortlichen für ihre Fruchtcocktails noch so einfallen lassen. Die Geschichte des 20. Jhdts. gäbe jedenfalls noch viel her.
Ach ja bevor ich es vergesse: Für morgen hat die Hizbollah einen großen Generalstreik angekündigt, mit dem das ganze Land lahmgelegt werden soll. Angeblich sollen alle größeren Straßen blockiert werden und das öffentliche Leben zum Erliegen kommen. Mal schauen was das wird, villeicht bleibts ja ein Sturm im Wasserglas.

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